Wunderbare Zukunft -
Das Meiste ist noch nicht getan

Dieser Satz des berühmten Unternehmers Ingmar Kamprad drückt gut aus, was ich denke und wie ich handele: Die Zukunft gestalten, mit Optimismus, dabei in Lösungen und Aktionen denken!

Vor mehr als 30 Jahren begann ich als Aktiver in der kommunalen Verkehrspolitik. Heute bin ich Teil der Grünen Fraktion des Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg in München. Und habe natürlich Lust auf mehr Gestaltung der Zukunft!

Meine Maxime auf diesen Seiten ist es, über den eigenen Horizont hinaus zu schauen. Mit wechselnden Themen nehme ich Dich gerne mit auf diese gedanklichen Reisen - teils tagesaktuell, teils zeitlos!

Aktuelle MZ Welt

von Martin Züchner 10 Jan., 2021
Innerhalb des als „Digitalisierung“ beschriebenen Prozesses taucht immer wieder der Begriff der „Künstlichen Intelligenz“ auf. Ein Paradoxon? Kann Intelligenz, ein Konglomerat von biochemischen Operationen innerhalb eines wie auch immer strukturierten Lebewesens, überhaupt künstlich sein? Ist es nicht per se ein Privileg der „Natur“? Da Menschen seit einigen Jahrhunderten glauben, dass sie der göttlichen Weisung nacheifern, sich „die Erde untertan“ zu machen, glauben wir selbstverständlich an „Künstliche Intelligenz“. Die Steigerung der Leistungsfähigkeit von Mikroprozessoren und anderen Schaltkreisen, die Erfindung des Internet und Dominanz von Algorithmen führt zum festen Glauben, nein, zur Gewissheit, dass Maschinen irgendwann sogar die Weltherrschaft übernehmen und uns Menschen nur als Handlanger unterjochen. Noch ist es an der Zeit zu definieren, welche Art von Maschinen wir erschaffen wollen. (1) Dabei sollte es auf einen Konsens hinauslaufen – doch die Debatte darüber ist nur in sehr wenigen Kreisen lebendig. Viele Menschen finden alles, was ihre Bequemlichkeit und ihren Komfort erhöht, erst einmal anziehend und besitzenswert. Bestes Beispiel ist der Erfolgszug des Smartphones seit Ende der Nuller-Jahre dieses Jahrhunderts. Seine Leistungsfähigkeit übersteigt bereits die aller Computer, die im Rahmen der US-amerikanischen Mondmission 1969 eingesetzt wurden. Die Telefonfunktion ist nur ein Artefakt, die manch (junger) Nutzer kaum noch nutzt. Soviel „Fortschritt“ führt jedoch auch dazu, dass wir die Fahrt von A nach B ohne die entsprechende App nicht mehr in der Lage sind zu bewältigen. Kommunikation verändert sich und findet vor allen in den Schaufenstern auf Facebook, Instagram, YouTube und TikTok statt. Wo führt das hin? Eine Konsequenz kann die weitere Verstetigung der Macht in der Hand weniger Internet-Giganten sein, der Verlust staatlicher Präsenz in der Gedankenwelt vieler Menschen und mittel- bis langfristig sogar der Verlust demokratischer Strukturen. Die jüngste Sperrung des Twitter-Kontos des scheidenden US-Präsidenten Donald Trump ist richtig, doch prinzipiell sollte ein Unternehmen nicht die freie Meinungsäußerung unterbinden können. Eine andere Konsequenz ist die steigende Lethargie der Menschheit aufgrund immer ausgefeilter Strategien der Eintrübung menschlicher Autonomie und Handlungsfähigkeit. Wenn ich im Haushalt (fast) sämtliche Arbeiten durch Maschinen erledigen lasse, in der Arbeit der Großteil meiner Tätigkeiten durch Computer oder Roboter übernommen werden, dann bleibt für mich als Mensch nur noch eine randständige Rolle. Unterhaltung und Freizeit werden zum Hauptinhalt meiner Existenz. Neil Postman schrieb 1988 "Wir amüsieren uns zu Tode". Doch evtl. werden Menschen auch gesünder (Stichwort „Arbeit macht krank“), leben länger und erfreuen sich finanziell einer abgesicherten Existenz, dank Grundeinkommen. Doch wozu werden sie denn dann noch gebraucht? Nein, Computer, Roboter und jedwede andere Maschine müssen Helfer*innen sein. Sie sind Untertan des Menschen. Das setzt der Entwicklung von künstlicher Intelligenz ein klares Stopp-Schild: keine sich selbst weiter entwickelnde Maschinenwesen, die auch die die kleinste Möglichkeit nutzen, absichtsvoll Menschen Schaden zu zufügen – selbst dann nicht, wenn es dem Schutz der Umwelt dienen würde. Militärische Drohnen, die selbst entscheiden, ob und wann sie einen Konvoi in einem dicht bebauten Gebiet beschießen, darf es nicht geben. Computer, die darüber entscheiden, ob ein Asylantrag beschieden wird, darf es nicht geben. Ähnlich gelagert ist der Fall des Algorithmus des USA, der aktuell entscheidet, wer Vorrang bei der Corona-Schutzimpfung haben sollte. Aufgrund falscher Grundannahmen waren darunter nur wenige Ärzte oder medizinisches Personal (2). Chat-Bots, die aus eigenen Erkenntnissen heraus, Tweets verfassen, darf es nicht geben. Hier ist das berühmte Beispiel von Microsofts Versuch „Tay“ zu nennen, der nach nur 16 Stunden Leben auf Twitter wieder abgeschaltet wurde. Er begann bald nach Geburt damit anzügliche und beleidigende Tweets zu verfassen. (3) Diese Liste ließe sich fortsetzen. „Ich denke, wir sollten den Kosmos nicht mit den Augen des Rationalisierungsfachmanns betrachten. Verschwenderische Fülle gehört seit jeher zum Wesen der Natur.“ Albert Einstein Denn es gibt entscheidende Unterschiede zwischen „künstlicher“ und humaner Intelligenz. Einer ist das Vorhandensein von Emotionen. Menschen tun Dinge auf Basis ihres Willens. Willensbildung ist ein komplexer Prozess, der auf zahlreichen emotionalen und rationalen Faktoren beruht. Maschinen hingegen haben keine Willensbildung. Es gibt keine Formel, keinen Algorithmus, der diesen Prozess abbilden könnte. Zumindest nicht unter Bedingungen, dass für Menschen nachvollziehbar ist, warum die Maschine so entscheidet. Daher ist eine solche Technologie auch nicht wünschenswert. Wir verlieren die Kontrolle über die Folgen. Wer ist dann verantwortlich, wenn eine Militär-Drohne einen kleinen fünfjährigen Jungen tötet, weil dieser mit einem Kunststoffgewehr spielt? Was soll ein „selbstfahrendes“ Auto tun, wenn es im dichten Stadtverkehr entscheiden muss, ob es die Seniorin mit Rollator umfährt oder besser in den Eisstand, der links auf dem Gehweg mit zahlreichen jungen Menschen für Erfrischung sorgt? Das selbstfahrende Auto ist im Übrigen das beste Beispiel für die Grenzen „künstlicher Intelligenz“. Es wird erfunden auf dem rasterförmigen Verkehrsnetz nahe Palo Alto, im sonnigen Silicon Valley. Doch die Realität in den Gassen Sevillas oder dem Straßen Bombays sieht anders aus. Das selbstfahrende Auto „kommt“, so die Überzeugung. Auch für „fortschrittliche“ Politiker*innen ein Mantra. Doch „kommen“ sollte nur das, was erwünscht und (!) ermöglicht werden soll. Es muss die beste Idee unter allen Ideen sein – ökonomisch und (!) sozial. Doch die Verwechselung von Innovation und Fortschritt ist allgegenwärtig. Spannend ist ja, dass in sog. „Ethik-Kommissionen“ keine technikfeindlichen Personen sitzen – weshalb solche Kommissionphilosophen auch nur deshalb in die Kommission berufen werden. Voll automatisierte Kfz sind nicht die beste Verkehrslösung für hochverdichtete urbane Räume. Wo bleibt die Mobilitäts-Disruption? Warum schreiben wir eine Art der Mobilität fort, die uns durch seinen Platz- und (dann auch) Datenbedarf vor große Probleme stellt. Wie der britische Technikphilosoph David Collingridge bereits vor rund 40 Jahren erkannte, kann es passieren, dass wir nach der Einführung des „autonomen Fahrens“ und Umrüstung unserer Städte bemerken, dass uns mehr Probleme entstehen als Nutzen (4). Natürlich ist die Energie eines Atomkraftwerks erst einmal eine feine Sache, doch was machen wir mit dem Atommüll? „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.“ Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland (GG), Artikel 1, Absätze 1 und 2 Das selbstfahrende Auto ist keine Technik, die auf dem Boden des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland (und wahrscheinlich Verfassungen vieler anderer Länder dieser Erde) etabliert werden kann. Im Utilitarismus wird es als nützlich betrachtet, denn Menschenwürde gibt es in dieser Denkschule nicht. Entgegen Artikel 1 GG sollen Robo-Fahrzeuge selbst entscheiden, wie sie sich in der einen oder anderen Situation verhalten sollen. Dabei sind utilitaristische Nützlichkeits-Überlegungen vorrangig. Tatsächlich gibt es im Flugverkehr bereits im sog. TCAS (= Traffic Collision Avoidance System) die Regel, dass jenes Flugzeug beschädigt werden darf, dass weniger Passagiere an Bord hat. Was ist, wenn in einem Fahrzeug der Bundespräsident sitzt und in einem anderen eine fünfköpfige Familie? Gilt eine solche Regel dann auch oder gibt es „Ausnahmen“? Dieses Beispiel macht deutlich, es kann keine ethische Gleichheit geben und die Verfassung wird missachtet. Leben kann nicht verrechnet werden. Die Gesellschaft kann es auch nicht entscheiden, ob ein solches System wünschenswert wäre. Natürlich könnte sie dann erst mal das Grundgesetz ändern – doch mit welchen Folgen für menschliches Leben? Daher sind selbstfahrende Fahrzeuge bestenfalls eine Lösung für Autobahnen und Bundesstraßen ohne Randbebauung, also überall dort, wo die Fahrzeuge unter sich sein können. Für urbane Gebiete sollten wir über ein Zufahrtsverbot nachdenken wie es bereits häufig für Lastkraftwagen existiert. Aus diesem Grund untersagt die Ethik-Kommission jede Verrechnung von Menschenleben, in der neunten Regel ihres Berichtes von 2017 (5). Damit ist der erste Angriff der Utilitaristen erst einmal abgewehrt. Doch für wie lange? Es gibt sie noch die Chance für ein humanes Leben. Wir müssen sie nur entdecken - wie einst die Mumins, die im Kinderbuch "Winter im Mumintal" entgegen ihrer Gewohnheit zur führ aus dem Winterschlaf erwachen: sie entdecken eine Welt faszinierender Wesen, die Ihnen bislang unbekannt war. Hoffen wir, dass wir rechtzeitig erwachen! Anmerkungen / Quellen: 1 Die folgenden Überlegungen wurden inspiriert und basieren weitestgehend auf denen von Richard David Precht in seinem empfehlenswerten Buch „Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens“, erschienen im Goldmann-Verlag im Jahr 2020, insbesondere ab Seite 182 („Algorithmus des Todes“). 2 https://www.sueddeutsche.de/digital/usa-palantir-corona-impfung-diskriminierung-kapitalismus-1.5158261 3 https://de.wikipedia.org/wiki/Tay_(Bot) 4 David Collingridge, The Social Control of Technology, Palgrave Macmillan, 1981 5 Quelle: https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Publikationen/DG/bericht-der-ethik-kommission.pdf?__blob=publicationFile, Seite 11 Foto: Gerd Altmann auf Pixabay
von Martin Züchner 12 Juli, 2020
Doch der Reihe nach! Es war eben jener Mr. Galston, seines Zeichens Botaniker, der Anfang der 70er Jahre den Einsatz von Herbiziden durch die US-Armee im Vietnam-Krieg kritisierte. Dafür kreierte er das Wort ecocide . Es starben Menschen, aber auch die Natur litt lange. Dann schlug am Ende des 20. Jahrhundert Mrs. Higgins, schottische Rechtsanwältin und Umweltschützerin, vor, den „Ökozid“ als fünftes Verbrechen in das Statut des Internationalen Strafgerichtshofs aufzunehmen – neben Völkermord, Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und zwischenstaatliche Aggression. Doch es gab mächtige Lobbyisten, die das rasch verhinderten. In der aktuellen Debatte der Klimakatastrophe kommt der Begriff wieder auf die Tagesordnung. Ganz aktuell durch den Bürgerrat in Frankreich, der Convention Citoyenne pour le Climat. Dieses Gremium hat Präsident Macron initiiert und ein mutiges Experiment: 150 zufällig ausgewählte Bürger*innen sollten über 149 Vorschläge zur Klimapolitik abstimmen. Und wie sie abstimmten! Neben einem Tempolimit von 110 km/h auf französischen Autobahnen, einer Einschränkung von Werbung für umweltschädliche Produkte, einem Neubaustopp von Flughäfen wie auch einem Verbot von Inlandsflügen ab 2025, soll es ein Referendum geben, ob der „Ökozid“ in das Strafgesetzbuch der Grand Nation aufgenommen werden soll. Nachdem vor 131 Jahren die Französische Revolution grundlegende Freiheits- und Bürgerrechte salonfähig gemacht hatte, könnte es nun eine ähnliche Situation im Bereich der Umweltrechte geben. Noch ist das alles nur ein Votum – doch Frankreich und sein Präsident werden sich genau überlegen, wie sie mit solch klaren Aufträgen umgehen werden. Das Ziel ist dabei, der Natur mehr Rechte einzuräumen. Obwohl ich kein Jurist bin, ergeben sich aus der Beobachtung der Situation aktuell zwei Wege, ohne das es eine abschließende Aufzählung sein soll: 1. Wir schreiben Klima- und Artenschutz in unsere nationalen Verfassungen auf die gleiche Stufe wie andere Grundrechte und -prinzipien, so dass jede*r Bürger*in oder jede Organisation die Möglichkeit hat, den jeweiligen, weil in diesem Bereich untätigen Staat auf die Einhaltung dieses Staatsziels zu verklagen. Versuche dazu gab es auch schon in Deutschland – doch noch nicht mit dem erhoffen Erfolg. 2. Wir definieren jegliches Objekt der Natur als Subjekt mit den gleichen Rechten wie eine „natürliche“ oder juristische Person. Damit würde plötzlich das Bürgerliche Gesetzbuch, die Strafgesetzbarkeit und jedes andere Gesetz auch für einen Fluss, einen See, die Meere, Naturschutzgebiete, Wälder, Tiere oder sogar jeden einzelnen Baum gelten. Eine Art „Naturperson“ nach juristischen Duktus. Es gibt also eine weitere Option, die Natur, das Klima und die Arten zu schützen – durch die Anwendung von Recht. Und hier kommt der Gitarrist von Pink Floyd ins Spiel. David Gilmour versteigerte im Juni 2019 mehr als 120 seiner Gitarren im Auktionshaus Christies in New York. Den Erlös von mehr 21,5 Millionen US-Dollar spendet er zu 100% der britischen NGO ClientEarth, die sich für die Natur als Mandant stark macht. Diese Arbeit basiert natürlich auf den aktuellen Gesetzen. Inwieweit in Deutschland die Natur als Rechtssubjekt betrachtet wird, kann man hier gut nachlesen. Im Fazit dieser Betrachtung sind Rechte der „Schlüssel zur modernen Gesellschaft [… sowie] einer verfassungsmäßig verankerten Anerkennung der Natur – als Ausdruck eines neuen ökologischen Liberalismus im Anthropozän.“ (1) Wir könnten zu dem Punkt gelangen, wo wir die Erde als einen Organismus betrachten, von dem die Menschheit ein Teil ist – verschieden vom Rest der Natur, aber nur so verschieden wie das Gehirn eines Menschen von seiner Lunge." Christopher Stone, Rechtprofessor, University of Southern California In anderen Ländern ist man da schon weiter. So wurde in Bolivien 2010 das „Gesetz über die Rechte der Mutter Erde“ erlassen. In Ecuador gilt bereits seit 2008 das Pacha Mama (=Mutter Erde) auch verfassungsmäßig auf dem gleichen Rang mit allen anderen Rechtssubjekten steht. Im Art. 10 der Verfassung heißt es „Die Natur soll Subjekt aller Rechte sein, welche die Verfassung anerkennt“. In Neuseeland gab es verschiedene Initiativen für Wälder, Flüsse und Vulkane. Dabei geht es v.a. um den Schutz der Lebenswelt der Ureinwohner der Insel, den Maori, wie z.B. den Whanganui Iwi. Sie betrachten einen Fluss auf der Nordinsel Neuseelands, den Te Awa Tupua, der auch Whanganui genannt wird, als lebenden Vorfahren und damit als Lebewesen. Es war der längste Gerichtsprozess in der Geschichte Neuseelands. Das Urteil sagte nichts anderes als das es keinen Unterschied ist, ob man dem Fluss oder dem Maori-Stamm Schaden zufügt. Sie sind ein- und dasselbe. Der Fluss bekam zwei Treuhänder – je einen Vertreter der Whanganui Iwi und der neuseeländischen Regierung. Diese stellte in der Folge rund 30 Mio. Dollar für einen Fonds zur Gesundheit und Wohlbefinden des Flusses zur Verfügung (2). Wenn wir unsere Erde ernsthaft schützen wollen, dann sind nicht nur die exekutive oder die legislative Gewalt Initiatoren im Kampf gegen das Artensterben und den Klimawandel. Vielmehr muss auch auf der Ebene der Judikative ein Instrumentarium geschaffen werden, dass nicht erst an zweiter Stelle steht. Das obige Zitat Christopher Stone’s sagt es deutlich: Unser Verhältnis zur Natur ist grundsätzlich – wir können nicht ohne. Lasst sie uns wie eine gute Freundin Hand in Hand schützen und einen Weg in eine bessere Zukunft finden - mit allen Mitteln, die uns die Demokratie zur Verfügung stellt. Quellen: 1 Vgl. Jens Kersten, Ökologischer Liberalismus. Der anthropozäne Wandel der Welt, in: Zeitschrift für Europäisches Umwelt- und Planungsrecht 4/2016, S. 312–323. 2 https://www.travelessence.de/reise-news/die-menschenrechte-gelten-jetzt-auch-fuer-einen-maori-fluss-in-neuseeland Foto: Craig Marshall auf Unsplash
von Martin Züchner 28 Juni, 2020
Nicht erst seit Oriol Bohigas Strategie für die Aufwertung des öffentlichen Raums in den 80er und 90er Jahren des letzten Jahrhunderts ist Barna, wie Barcelona in Spanien oft abgekürzt genannt wird, ein Hotspot für stadtplanerische Innovation. Es war dann 2017 als sich die Stadtregierung Barcelonas, mit Ada Colau an der Spitze, seit 2015 Bürgermeisterin der Mittelmeer-Metropole zu einem bemerkenswerten Experiment durchrang. Man darf es auch als eine kleine Sensation ansehen, da ihre links-ökologische Partei BeC , Barcelona En Comú, eine basisdemokratische Vereinigung von Bürger*innen und Aktivist*innen nur 11 der 41 Sitze im Stadtrat erringen konnte. Dennoch schaffte sie es, eine besondere Art der Verkehrsberuhigung, die sog. „Superblocks“ (span. „superilla“) einzuführen bzw. diesen Prozess in Gang zu setzen. Die Schachbrettstruktur Barcelona ist natürlich ideal für ein solches Experiment, in dem bis zu neun Häuserblocks zu einem Superblock zusammengefasst werden. Doch auch nicht so gleichförmige Stadtstrukturen eignen sich. Im Innern des Blocks gibt es nur Anwohner- und Lieferverkehr mit einer Höchstgeschwindigkeit von 10 bis 20 km/h. Die Straße wird Fußgänger*innen, Radfahrer*innen und vor allem den Anwohner*innen zurückgegeben. In Poble Nou, dem Stadtteil Barcelona, der stark von den Olympischen Spielen 1992 profitierte, wird das Experiment aktuell durchgeführt. Die Umsetzung ist einfach: bei zweispurigen Straßen geht eine Spur an die Menschen. Der öffentliche Raum lädt wieder ein zum Spielen, Verweilen oder Sport treiben. Auch die Gastronomie profitiert und kann andere Schankflächen im Außenbereich anbieten. Die einspurigen Straßen werden zu Einbahnstraßen und in Gegenrichtung für den Radverkehr geöffnet. Noch vor 20 Jahren war man als Radfahrer*in in der Stadt ein*e Außerirdische*r. Heute ist es gelebte Normalität. „Das Draußen der Wohnungen ist das Drinnen der Städte.“ Martin Blum, Geschäftsführer, Mobilitätsagentur Wien  Und dann kam Corona. Neben Vitoria, das bereits seit zwei Jahren die Superblocks auch umsetzt, wurde jetzt auch in der Hauptstadt Madrid die Idee des, oft als Erzivalen angesehenen Barcelona begrüßt. In einem beispiellosen Plan wird gefordert die gesamte Innenstadt innerhalb des ersten Stadtautobahnrings M-30 mit diesen Konzept vom Auto zu befreien. So sollen bis zu 70 Prozent des öffentlichen Raums wieder den Menschen zur Verfügung stehen. Und die Stadtluft soll so Emissionswerte wie zu Corona-Zeiten aufweisen. Die Stadtregierung ist durch die positiven Erfahrungen entleerter Straßen und Plätze während des Lockdowns nicht abgeneigt. Und in Deutschland!? In München hat sich die neue grün-rote Stadtratskoalition darauf verständigt, das Konzept und seine Umsetzung zu prüfen. Wie kann das gelingen? Im Prinzip bietet das deutsche Straßenverkehrsrecht dazu alle Voraussetzungen: Spielstraßen, Fahrradzonen oder in Abwandlung der Tempo-30-Zonen, nutzerbeschränkte Tempo-20-Zonen. Abseits davon bieten sich Chancen wie die Umsetzung von „Shared Space“-Modellen, immer dort, wo bauliche Veränderungen die Corona-belasteten Budget von Stadt und Land nicht über Gebühr belasten. Parkraum wird bei diesen Konzepten ggf. auch unterirdisch unter den Straßen geschaffen, um auch visuell einen neuen, entlasteten Straßen-(t)Raum zu schaffen. Wobei in diese „Gebühr“ auch externalisierte Gesundheits- und Umweltkosten einbezogen werden sollten. Es sind eben nicht nur die reinen (Um-)Baukosten. „Wir brauchen eine "HinGEH-Kultur": Gehen wir zu den Bürger/innen und warten nicht darauf, dass sie kommen." Frank Kutzner, Verkehrsplaner, Dresden Doch eines braucht es noch viel mehr: Mut zu visionärer und ehrlicher Partizipation mit allen Beteiligten: Anwohner*innen, Einzelhändler*innen, Polizei, Planungs- und Verkehrsbehörden und lokalen sowie regionalen Politiker*innen. Nur im Konsens kann es gelingen zumindest ein Experiment zu starten. Insbesondere den Anwohner*innen kommt eine besondere Rolle zu. Es ist ihre Umwelt, die sich hier verändert. Veränderung birgt für Viele erst einmal Gefahr. Doch die Stimmung für Innovation ist, nicht zuletzt durch die Corona-Krise, vorhanden. Daher sind ihre Visionen, Ideen und Wünsche ein wichtiges Fundament für das Gelingen des Experiments.  Das Fenster für einen Umbau unserer Städte in Räume für Menschen und nicht für Autos, kann bald wieder laut zuknallen. Dann wird es anstrengend, um Innovation und die Re-Humanisierung des öffentlichen Raums voranzutreiben. Seien wir mutig, seien wir visionär! Die Zeit ist reif!
von Martin Züchner 17 Juni, 2020
Über die Paradoxon Prävention hat Peter Fuchs einen wunderbaren Beitrag verfasst, auf den ich nicht näher eingehen möchte. Nur soviel daraus: Prävention braucht immer zwei ungewisse Zukünfte, eine ohne und eine mit Prävention. Wenn die Zukunft ohne Prävention nicht ungewiss, sondern vorhersehbar ist, braucht es keine Prävention mehr. Die Handlungsschritte sind klar. Anders, wenn eine unklare Zukunft auf uns wartet. Die Klimakrise ist so eine Krise. Ein weltumfassender Vorgang, der Artensterben, Hungersnöte, Ernteausfälle, gesundheitliche Probleme und vieles mehr mit sich bringt. Sind wir nicht zuvorkommend gegenüber dem Klima unseres Planeten wird uns das Klima in einer Form belasten, die unserer Spezies nicht gut tun wird. Und es hat schon begonnen… Du mußt den Brunnen graben, bevor du Durst hast. Sprichwort Die Epidemien sind auch solche Krisen. Sie werden immer häufiger und mit viel Glück haben uns viele davon in Europa nicht erreicht. Doch damit ist nun Schluss. Corona zeigt, wie wenig zuvorkommend wir gegenüber Epidemien sind. Übrigens lassen sich auch nur wenige Menschen gegen Influenza impfen. Das tut uns nicht gut und Zehntausende Menschen sind in diesem Jahrtausend bereits an Influenza gestorben. So wenig Achtsamkeit tut unserer Spezies nicht gut. Armut ist auch so eine Krise. Sie existiert und ist in verschiedenen soziokulturellen Kontexten anders definiert. Armut definiert sich im Verhältnis zu seinem gesellschaftlichen Kontext. Stets bedroht sie den Menschen in seiner Würde und enthält ihm seine Grundbedürfnisse vor. In Deutschland ist das ggf. nicht die Verwirklichung physiologischer Bedürfnisse, da ein Netzwerk existiert, dass z.B. Hunger oder den Kältetod vermeiden kann. Doch es fehlt an Sicherheit (im Sinne einer situationsverändernden Perspektive) oder an Liebe und Zuneigung für diese Menschen. Armut in Mexiko oder Sri Lanka ist ggf. wieder anders definiert, insbesondere was die materielle Seite angeht. Durch Bildung, integrationsfördernde und offene Angebote sowie der konkreten Verhaltensförderung bestimmter Bevölkerungsgruppen (Stichwort: Resilienz aufbauen) ist Armut vermeidbar. So sind Maßnahmen der Sozialgerechtigkeit eine Möglichkeit Armut zu lindern. In München wurde z.B. die sozialgerechte Bodenordnung eingeführt, u.a. mit dem Ziel die Teilhabe aller Bevölkerungsgruppen in jedem stadträumlichen Kontext zu erlauben. Somit werden „Ghettos“ und soziale Segregation vermieden. Sind wir nicht zuvorkommend gegenüber dieser Krise, wird uns das nicht guttun. „Wenn Sie wenig üben, ändert sich auch nur wenig, aber wenn Sie oft und lange üben, verändern Sie sich sehr“ Richard J. Davidson, Psychologe und Pionier der Mind-Body-Medizin Wir selbst sind auch oft in der Krise. Hier brauchen wir bessere Alternativprogramme. Das kann man lernen und einüben. Im Kleinen und im Großen. Es fängt damit an, sich vorzunehmen, anders in einer bestimmten, emotionalen Situation zu reagieren. Wir sind dazu in der Lage, da mehr als „100 solide Forschungsarbeiten zeigen, können wir […] lernen, uns weniger leicht ablenken zu lassen.“, berichtet der Psychologe Richard Davidson in einem Interview auf spektrum.de . Also wer ein Ziel hat, sollte es verfolgen, um es zu erreichen. Das ist echte, direkte Konflikt- und Krisenprävention. Ist dieser Schritt gelungen, sind das Einüben positiver Bilder und Gedanken ein weiterer Schritt hin zu mehr Widerstandsfähigkeit. Wenn wir unserem eigenen Krisenverhalten nicht zuvorkommen, tut uns das nicht gut. Also bitte mehr Prävention, denn die Erfahrungen der Vergangenheit zeigen, dass Vorbereitung und Zuvorkommen wichtige Voraussetzungen für Erfolg sind. Nicht warten, sondern Taten helfen uns hier weiter! Viel Erfolg!
von Martin Züchner 03 Juni, 2020
Wenn wir die Erde, heute im Jahr 2020, von oben ansehen, werden wir, je nach Abstand und Tages- oder Jahreszeit, erkennen, dass wir Menschen diesem Planeten einen Stempel aufdrücken. Um unsere Welt zu entdecken haben wir uns Wege und Straßen gebaut. Es existieren Schätzungen, dass bis 2050 das Wege- und Straßennetz um mehr als 60 Prozent wachsen könnte. Es gibt zahlreiche andere Beispiele, die aufzeigen, dass wir in die Natur vorgedrungen sind und darüber nachzudenken, was wir Auswirkungen es jetzt und in Zukunft für unsere Umwelt (=für uns) haben wird. So wartet der Direktor des Berliner Naturkundemuseums, Herr Prof. Johannes Vogel, mit der Aussage auf, dass „wir zu wenig auf die Tatsache schauen, dass ein falsches Mensch-Natur-Verhältnis viele unserer Probleme befeuert, meist sogar verursacht.“ „Was immer den Tieren geschieht - geschieht bald auch den Menschen. Alle Dinge sind miteinander verbunden. Was die Erde befällt, befällt auch die Söhne der Erde.“ Chief Seattle, 1855, Häuptling der Duwamish in einer Rede vor US-Kongress Als Konsequenz werden ganze Länder überflutet, Wälder brennen von Australien bis Gummersbach, Gletscher verschwinden in Island und Patagonien, das Eis am Nordpol schmilzt immer mehr und Insekten sterben – wobei die Bienen nur die vielen bekannte Spitze des Eisbergs sind. Wir nehmen der Natur, was wir meinen zu brauchen und dringen in den Regenwäldern immer tiefer in den Dschungel ein. Die Meere werden immer leerer und Korallenriffe sterben für ewige Zeiten. Damit haben wir auch einen, von der Natur nicht vorgesehenen engen Kontakt mit Tieren. Dieser Kontakt stand sowohl bei der „Spanischen Grippe“ wie auch bei den jüngsten Ebola-Ausbrüchen (Buschfleisch) am Anfang der Epidemien. Auch das Sars-Cov-2-Virus hat vermutlich seinen Ursprung in diesem Kontext. Noch ist es nicht final geklärt, doch die Wahrscheinlichkeit, dass ein Wildtiermarkt im chinesischen Wuhan der Ausgangspunkt war, ist laut aktueller Expertenmeinung sehr hoch. Dass die Tiere, die im Verdacht stehen, den Virus übertragen zu haben, auch noch illegal auf den Markt gelangten, ist noch ein anderes Schlaglicht auf diesen imperialistischen Umgang mit Mutter Erde. „Kein Mensch kann seine Mutter besitzen, keiner kann die Erde zu seinem Eigentum machen.“ Weisheit der Ojibwa, Indianervolk in Nordamerika Welche Verhaltensveränderung die aktuelle Pandemie beim Menschen mit sich bringt, ist offen. Doch allzu optimistisch in Bezug auf eine veränderte Nutzung der natürlichen Ressourcen und ein anderes Ernährungsverhalten wäre ich nicht. Sicherlich nimmt die Einsicht zu, dass Tierfleisch zu essen, kein alltägliches Menschenrecht ist. Sicherlich zeigt die Mobilisierung von jungen Menschen gegen den Klimawandel, dass ein anderer Umgang möglich ist. Sicherlich fahren in vielen urbanen Verdichtungsräumen viele Menschen nun mit dem Fahrrad, was mit Abstand die umweltfreundlichste Fortbewegungsmethode ist. Doch all das, ist nicht der entscheidende, der mutmachende Faktor. Mutmachend ist in erster Linie eine simple Erkenntnis, die wir innerhalb weniger Wochen beobachten konnten, partiell sogar vor unserer eigenen Haustür: wenn wir uns als Menschen zurückziehen und nicht mehr auf die Natur einwirken, dann wirkt es sich direkt aus. Unser Nicht-Handeln, der ungewollte, staatlich angeordnete Rückzug des Menschen zeitigt wundersame, nicht ganz überraschende Effekte . Welche Konsequenzen wir alle daraus ziehen, dass wird eine mächtige Zukunftsaufgabe für alle verantwortungsbewussten Menschen ein. Vielleicht ja diese: der beste Impfstoff für eine gesunde Zukunft ist die Natur mehr zu achten, zu respektieren und nur noch nachhaltig mit ihr (und nicht gegen sie) zu leben.
von Martin Züchner 20 Mai, 2020
Wenn wir über Maßnahmen sprechen, um den Klimawandel zu verändern und seine Auswirkungen auf uns Menschen abzumildern, wird oft von Flugverkehr, Kreuzfahrtschiffen, autofreien Innenstädten oder Kohleverstromung gesprochen. All das sind in der Tat schlimme Emittenten von Treibhausgasen und es bedarf intelligenter Strategien zu deren Reduktion. Doch Beton ist schlimmer! Beton besteht aus Sand, Kies, Zement, Wasser und einigen Zusatzstoffen, insbesondere Fließmittel. Er ist nicht brennbar, kann jedoch Wärme speichern, ist sehr robust und in jegliche Form pressbar. Wunderbare Eigenschaften - wenn da nicht die verheerende Energiebilanz wäre… In einer Themenwoche von The Guardian wurde Beton als das zerstörerische Material der Welt bezeichnet. Nach Wasser ist es das meist benutzte Material auf der Erde. In einer Viertelstunde verbaut die weltweite Betonindustrie eine Menge, welche die Londoner Royal Albert Hall komplett ausfüllen wurde. „Die Lösung für klimaneutrales Bauen liegt nicht in der Beton-Stahl-Bauweise der Gegenwart." Bei der Herstellung von einer Tonne Beton wird eine Tonne Kohlendioxid freigesetzt. Zum Vergleich: Ein Auto müsste dafür rund 7.700 km fahren. Bereits seit Jahrzehnten wird erforscht wie der Energiebedarf von Zement, als wesentlicher Bestandteil von Beton, reduziert werden kann . Eine wichtige Erkenntnis ist die Notwendigkeit Beton aus Rückbauten zu recyclen und nicht nur im Straßenbau, sondern auch im Hochbau einzusetzen (sog. „RC-Beton“). Insbesondere in Berlin wird das in Deutschland seitens des Landes vorangetrieben . Es gibt viele interessante Aspekte wie Beton klimafreundlicher produziert, verbaut und wiederverwendet werden kann. Doch technische Innovation sind auch hier nicht der alleinige Schlüssel zu einer CO2-Reduktion. Dabei hat John Vidal, im Rahmen der o.g. Themenwoche, zwei wichtige Argumente geliefert: zum einen steigt die Nachfrage nach Beton weiter stark (seit 1990 eine Vervierfachung der globalen Zementproduktion) und gleicht alle mühsam errungenen technischen Fortschritte schnell wieder aus; zum anderen sind weite Teile der Betonindustrie zögerlich, Innovationen durchzuführen. Eine Konsequenz wäre ggf. eine hohe Steuer auf das, im Produktionsprozess ausgestoßene CO2. Der EU-Zertifikatehandel ist hier bislang wirkungslos geblieben. Unerwähnt bleiben soll hier nicht eine i nteressante australische Studie des Thinktanks „Beyond Zero Emissions“ . Ziel sind hier Effizienzsteigerungen, insbesondere bei den Zement-Emissionen, die fast zur Hälfte durch Hitze und Stromverbrauch entstehen. Der Ersatz von Kalkstein durch kohlenstofffreies Magnesiumsilikat führt sogar dazu, dass Zement CO2 entzogen wird. Die wahre Lösung liegt jedoch in der verstärkten Nutzung eines anderen Baustoffes: Holz . Der o.g. Thinktank schätzt, dass allein dadurch rund 15% des Zementbedarfs reduziert werden. Eine etwas pessimistische Einschätzung, wie Du weiter unten lesen wirst…. Mittlerweile wird jegliche Art von Gebäuden aus Holz gebaut. Ein wichtiger Meilenstein im öffentlichen Bauwesen Deutschlands war der Neubau des Umweltbundesamtes in Berlin . Es ist an der Zeit, dass nicht nur Städte wie Berlin, München oder Hamburg ein Zeichen setzen und bei der Schaffung von verbindlichem Bauplanungsrecht darauf achten, dass neue Gebäude keine Belastung für ihre Umwelt sind, sondern dazu beitragen das Mikro- und Stadtklima zu verbessern. Apropos Bayern: dort wird die Holzbauweise bereits seit Jahrhunderten in vielen Gemeinden gefördert. „Der einzig nachwachsende Baustoff der Erde ist Holz." Selbst Hochhäuser sind bereits aus Holz errichtet worden . So entstand 100 km von Oslo entfernt, in Brumunddal, ein 85,4m hohes Gebäude. Es ist damit das höchste Holzbauwerk der Welt. Auch in Wien wurde mit dem „HoHo“ mit 84 Metern ein ähnlich hohes, gewerblich gemischt genutztes Gebäude errichtet. Nur in den Böden und Zwischendecken wurde aufgrund des Schallschutzes eine 12 cm dicke Betonschicht verbaut, ebenso sind die Treppen und Teile des Tragwerks aus Beton. Es gibt aktuell zahlreiche Projekte im Hochhausbau , die auf neue Höhenrekorde hinweisen, wie ein Projekt in Stockholm mit 34 Stockwerken oder in Vancouver mit 30 Geschossen. In Amsterdam sollen es 130 Meter sein, in Chicago rund 228 Meter. In London gibt es erste Planungen für ein 300 Meter hohes Holzgebäude, was fast an das höchste Gebäude der britischen Hauptstadt herankommen wird (das Glas- und Stahl-Hochhaus „Shard“, 306 Meter hoch). Nachrichten aus Japan sprechen davon, dass es dort 2041 ein Holzgebäude mit 350 Metern Höhe geben soll. Auch wenn dieser Höhenwettbewerb ein eher männliches Gebahren ist, z eigt er die Möglichkeiten abseits von alpinen Gebirgshütten . Abseits davon wird durch das Bauen in die Höhe der Flächenverbrauch durch weitere Verdichtung oder Suburbanisierung verringert. In München hat man im Prinz-Eugen-Park dagegen nicht so hoch, sondern in der Fläche gebaut . Dort sind 570 Wohnungen in Holzbauweise entstanden, es ist die größte Siedlung dieser Art in Deutschland. Es hat rund 10 Jahren von der Bebauungsplanung bis zur Fertigstellung gebraucht. Wichtig bei diesem, wie auch jedem anderen klimaschonenden Projekt, ist natürlich, dass die günstige CO2-Bilanz nicht durch importierte Tropenhölzer o.ä. verschlechtert wird. So war festgelegt, dass nur Holz aus einem Umkreis von 400 km um München herum verwendet werden dürfe. So wurde Fichten- und Kiefernholz aus Oberbayern und Österreich verwendet. Diese Beispiele machen Mut! Die neue grün-rote Stadtratskoalition Münchens hat jüngst beschlossen, die Holzbauweise v.a. bei öffentlichen Bauvorhaben zu fördern. Auch andere Projekte in München, so z.B. an der Neuhausener Paketposthalle, könnten hier ein Leuchtturm sein. Machen wir unsere Städte zu riesigen CO2-Speichern! Keine Utopie, sondern wissenschaftlich begründet : Eine Gruppe von Wissenschaftler hat im renommierten Magazin nature vorgerechnet, dass wir bei der Nutzung von Holz als Baustoff für 90% aller vorrausichtlich entstehenden Bauwerke bis 2050 den Bedarf an Holz auch nachhaltig zur Verfügung stellen können. In der Energiebilanz ergibt sich, dass Zement und Stahl CO2-Emittenten sind, während Holz rund 0,48 t CO 2 pro Tonne Holz speichert. In der Energiebilanz ergibt sich ein Speicherpotential je Tonne Holz von durchschnittlich 0,36 t. Die Vorteile sind vielschichtig und führen final zu weniger CO2-Ausstoss und mehr CO2-Speicherkapazität. Laut Berechnungen der Wissenschaftler lassen sich 75 Gigatonnen CO2 binnen 30 Jahren in Holzgebäuden speichern – das ist in etwa die doppelte Menge der jährlichen Emissionen fossiler Brennstoffe! Starten wir jetzt! Die Zeit drängt.
von Martin Züchner 19 Mai, 2020
Doch im Mai 2020 es gibt eine Minderheit* in der deutschen Bevölkerung sowie in einigen anderen europäischen Ländern, die protestieren und fürchten, Ihre Grundrechte seien in Gefahr. Das deutsche Grundgesetzt wird sogar wie ein Opferlamm dargestellt und bedarf des Schutzes. Bevor ich die populärsten Aussagen einmal unter die Lupe nehme, sei noch vermerkt, dass es sich im Sinne einer schlüssigen Argumentation meist nur um „2/3-Argumentationen“ handelt. Es fehlt stets ein Beispiel oder Beweis. Vieles sind mehrfach wiederholte Behauptungen. Der notwendige Dreiklang Behauptung – Begründung – Beweis einer guten Argumentation fehlt leider. "Ein guter Verschwörungstheoretiker lässt sich von Fakten nicht ablenken" David Kriesel, dt. Informatiker und Data Analyst Da wäre das G r undrecht auf die freie Entfaltung der Persönlichkeit . Jeder in Deutschland kann persönlich demonstrieren, spazieren gehen oder seinem Beruf nachgehen. Das war auch in Zeiten der Ausgangsbeschränkungen zu Beginn der Corona-Pandemie nicht anders. Jedoch schränkt selbst der Art 2. Abs. 1 des Grundgesetzes dieses Recht ein. Es gibt da noch „Rechte anderer“ und die „verfassungsmäßige Ordnung“. Auch wenn ich erlaubterweise zweifele an der Richtigkeit der Maßnahmen, so sollte ich die „Rechte anderer“ einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, respektieren. Ein weiteres Grundrecht ist jenes auf körperliche Unversehrtheit (Art 2. Abs. 2 GG). Jeder Arzt muss mich fragen, bevor er mir eine Nadel in den Arm sticht oder mein Knie operiert. Daher gibt es in Deutschland auch keine umfassende Impfpflicht. Diese ist auch nicht, abseits der bestehenden Impflichten für bestimmte Personengruppen zu verschiedenen Viren (bspw. Masern oder HC-Viren), für das neue Sars-CoV-2-Virus geplant (1). Daher basiert die Furcht vor einer solchen Verpflichtung vollkommen ins Leere. Natürlich können neue Erkenntnisse zum Langzeitverhalten des neuartigen Corona-Virus diese Aussage verändern. Das ist rein wissenschaftlich gesehen auch vollkommen richtig. Ein wichtiges Grundrecht ist der Gleichheitsgrundsatz . Dass Krisen unterschiedliche Auswirkungen auf unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen haben, liegt in der Natur der Sache. Krisen sind für jedes Individuum unterschiedlich nah und fern. Für Männer und Frauen, die sich um das „Home Schooling“ der Kinder kümmern, hat das Konsequenzen für ihre berufliche Situation. Hier müssen wir uns alle bemühen, die Auswirkungen zu minimieren und insbesondere Art 3. Abs. 2 Satz 2 noch deutlicher anwenden. Doch eine Reduktion von Gleichheit sehe ich nicht. Selbst Menschen, die ernsthafte Zweifel an der Existenz eines Virus oder der Selbststeuerungskapazität der Bundesregierung haben, werden dafür nicht ihren Job verlieren. In diesem Sinne ist es auch legitim zu glauben, dass „Virus existiert nicht“. Sogar das Grundgesetz schützt diese Aussage durch Art. 4. Wahrheit und Glauben sind natürlich zwei Paar Schuhe – dazu genügt ein Anruf bei einem Testlabor (2). Daran anschließen lässt sich die Meinungsfreiheit , die Art. 5 GG verbrieft. Diese auszuleben, dazu gibt es im Gegensatz zu der Epoche, in der dieses Gesetz erstmals verabschiedet wurde, heute eine Fülle von Möglichkeiten. Diese werden auch nicht zensiert, wie die sozialen Medien. Da es sich jedoch um private Firmen handelt, die diese Dienste zur Verfügung stellen, haben diese selbstverständlich Angst vor Reputationsschäden. Und ein Verstoß gegen Art. 2 Abs. 1 ist beispielsweise nicht hinzunehmen. Daher werden auch Beiträge gelöscht, von pädophilen bis hin zu extremistischen Inhalten. Interessant ist in diesem Kontext nur, dass viele dieser Anbieter das meist erstmals nur auf Druck von außen taten. Darauf kann sich ein jeder seinen eigenen, weltanschaulichen Reim machen. Für mich ist das nur Ausdruck von dem Wunsch nach maximaler (Werbe-)Reichweite. Gottlob, ist hier ein Umdenken im Gange. "Jeder von uns prägt die Geschichte dieser Pandemie. Jeder Einzelne hat Anteil daran, COVID-19 in Schach zu halten. Es liegt jetzt an uns." Hans Kluge, WHO-Regionaldirektor Europa Schließlich wurde das Recht auf Versammlungsfreiheit erstmals durch die Corona-Krise eingeschränkt. Hier sind wir in Deutschland natürlich besonders sensibel, nicht zuletzt, da sich rund 17 Mio. Deutsche bis 1989 nicht versammeln durften. Nach einer kurzen Phase von zwei Monaten ist dieses Grundrecht nun in eingeschränkter Form wieder gewährleistet. Die Einschränkungen sind durchaus konform mit dem Grundgesetzt (Art. 8 Abs. 2) und rein präventive Maßnahmen für die öffentliche Gesundheit. Sie sind kein Ausdruck einer möglichen Fremdsteuerung eines „tiefen Staates“. Selbstverständlich mag es Berufsgruppen geben, die aktuell besonderes Gehör finden. Doch da sich die politischen Entscheider*innen aktuell in einer Gemengelage von Interessen für und gegen Lockerungen befinden, ist die Demokratie lebendig und transparent. Nun gab es an verschiedenen Stellen Übergriffe von Teilnehmer*innen an den Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen auf Journalisten und Presseteams (3). Die Pressefreiheit ist in unserem Land gewährleistet und eine wichtige Errungenschaft. Doch wer auf eine Demonstration geht, wo dieses Grundrecht im wahrsten Sinne des Wortes „mit Füßen getreten“ wird, der sollte sich gut überlegen mit wem er dort zusammen gemeinsame Sache macht. Doch für alle Grundrechte sagt das Grundgesetz auch deutlich, dass diese Grundrechte beachtet werden sollen. Andernfalls verliert der- oder diejenige dazu jegliche Berechtigung. Wer also gegen ordnungsrechtliche Auflagen bei Versammlungen verstößt, wer Journalist*innen attackiert, wer verfassungsbedenkliche Lehren verbreitet, der verwirkt den Zugang zu Grundrechten. Wenn solche Personen und Personengruppen auf das Grundgesetzt berufen, dann wirkt das wie Hohn und Spott für die Verfasser*innen unserer deutschen Verfassung, dem ersten Basisgesetz der deutschen Geschichte, dass es friedlich in ein neues Jahrhundert geschafft hat. Vor dem Hintergrund des NS-Terrors sind diese Vorgaben einst entstanden – es ist ein Ausdruck des stagnierenden sozialen Fortschritts, das wir sie mehr als 70 Jahre später als brandaktuell bezeichnen können. Nehmen wir uns die Freiheit und bewahren und schützen sie! Quellen: (1) https://www.dw.com/de/keine-impfpflicht-gegen-das-coronavirus/a-53466680 (2) https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Coronavirus-Test-Wie-wird-Sars-CoV-2-nachgewiesen,coronavirus712.html (3) https://www.fr.de/panorama/heute-show-zdf-kamerateam-angegriffen-mehrere-verletzte-zr-13747311.html / https://www.sueddeutsche.de/medien/journalistin-angegriffen-heute-show-gewalt-1.4897794
von Martin Züchner 27 Apr., 2020
Dieser Satz stammt von Matthias Horx, einem der bekanntesten Zukunftsforscher Deutschlands. Er beschäftigt sich seit Beginn seiner Tätigkeit mit der Frage, wie Zukunft entsteht. Entscheidend ist dabei auch die Fähigkeit besitzen, uns zu verändern. Horx unterscheidet dabei drei Entwicklungsstufen, die klassischerweisen bei Krisen in individuell unterschiedlichen Geschwindigkeiten durchlaufen werden:
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